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Zentrale Konzerte & Veranstaltungen

Klanginstallation: "Palimpsest"

Petra Dahlemann, Gerhard Detzer
Sonntag, 10. Oktober 2004, 17 Uhr
Veranstaltungsort: Himmelfahrtskirche Sendling

Palimpsest, eine antike oder mittelalterliche Manuskriptseite. Beschrieben, durch Schaben gelöscht, dann neu beschrieben. Sein Material: Pergament. Also Tierhaut. Teile des Urtextes sind erhalten und können sichtbar gemacht werden. Der alte Text wird wieder lesbar - in Brüchen. Unscharf. Transparent. Der Urtext ist nicht zur Gänze lesbar, sondern in zarteren Momenten anwesend. Oder: Die Schichten treten in harte Konkurrenz zueinander. Fragmente, deren Bezüge verloren gegangen sind, kontext-loses Solitär einer getilgten Geschichte. Die gewaltsame Verletzung des Textes: Abkratzen, Abschaben, Auslöschen. In der Herstellung ist das Palimpsest eine Verstümmelung von Gedanken und Geist, bewusste Verkrüppelung des Textes. Und die Haut wird immer dünner. Aber der lesende, untersuchende Geist deckt auf, Schicht um Schicht. Liest sich abwärts, setzt die Fundstücke neu zusammen, phantasiert Bezüge, rekonstruiert Geschichte(n). Seine eigene. Der Mensch: selbst ein Palimpsest, seine Haut das Interface zur Welt. Geschichten eingeschrieben ohne Zahl, eingeritzt, wieder getilgt, überschrieben, als sei nichts gewesen, und wieder ein neuer Mensch soll sein: Person A. Person B. Person C. Den Menschen lesen, aufwärts und abwärts und das im Klang. Die Klanginstallation als Palimpsest: Abkratzen, Abschaben, Auslöschen. Dann Rekonstruktion, Zurücknahme der Überschreibungen. Der Text handelt davon, die Musik setzt es um in Klangsplittern, Fundstücken, Bearbeitungen. Was ist der Klang hinter dem Klang? Die musikalische Figur hinter dem musikalischen Überbau? Was ist der Urklang? Klangliche Tätowierungen, klangliche Verletzungen, klanglich: das schwarze Melanom. Das Werk „Klanginstallation“ entsteht aus Teilen als ein Ganzes: vorab produzierte elektroakustische Musik als Zeitgeber und Subtext der gesprochenen und gesungenen Textteile.

Klanginstallation mit elektroakustischer Musik, Gesang und Sprechern
Petra Dahlemann (Text)
Gerhard Detzer (Musik)

Mitwirkende:
Urte Gudian, Performance/ Tanz
Gudrun Skupin, Sprecherin
Alison Welles, Sopran
Herbert Hanko, Bass
Michael Grill, Orgel

Eintrittskarten an der Abendkasse



"Echoes of motion"

Trio Olivage
Mittwoch, 13. Oktober 2004, 20 Uhr
Veranstaltungsort: St. Lukas

(München – Amsterdam) mit Mary Oliver (Viola), Johanna Varner (Violoncello) und Gunnar Geisse (E-Gitarre)

Weicher Streicherklang kontrastiert mit grellem E-Gitarrensound. Virtuose Violapassagen lösen sphärische Cellokantilenen ab. Experimentelle Spieltechniken und Effekte verwandeln Cello, Viola und E-Gitarre und eröffnen völlig neue Klangwelten. Analog zum ARTIONALE-Motto „unschärfe“ entstehen im kreativen Umgang mit den Instrumenten und dem einfühlsamen Spiel mit der Akustik und dem beeindruckenden Nachhall der Lukaskirche immer wieder andere Klangaspekte. Anklänge aus Renaissance, Avantgarde, RockGrooves, abgehobene Improvisationen und die unüberhörbaren Jazz-, Rock- und Klassikwurzeln der Musiker zeugen von der stilistischen Vielfalt des TRIO OLIVAGE.



Raum.Klang.Installation: "satiers factory 840"

Vexations - von Erik Satie (1866-1925)
Mittwoch, 27. Oktober 2004, 20 Uhr
Veranstaltungsort: St. Lukas

Das kurze dreistimmige Klavierstück von Erik Satie mit dem Titel „Vexations“ und der Tempobezeichnung „Très lent“ dauert ca. 2 Minuten und wird trotzdem zum längsten Musikstück der Welt: Die Spielanweisung des Komponisten schreibt nämlich vor, das Werk 840-mal zu wiederholen. Dies würde ca. 28 Stunden dauern.
Kein Wunder, dass dieses von Erik Satie 1893 komponierte Klavierstück erst 70 Jahre später zum Klingen kam. Bei der Uraufführung im Jahr 1963 in New York durch John Cage lösten sich 10 Pianisten für etwa 18 Stunden ab.
Ein ganz anderes Aufführungskonzept von „Vexations“ stellt das knapp zweistündige Konzert in St. Lukas vor: Gemäß dem Wunsch des Komponisten werden zwar auch hier genau 840 Versionen des Stückes erklingen. Allerdings legen Michael Grill und Gerd Kötter, angeregt durch das ARTIONALE-Motto „unschärfe“, das Prinzip der Schichtung und Verzerrung der Klänge zugrunde. In unterschiedlichster Instrumentation (zum Beispiel: für Orgel, Akkordeon, Streicher und Holzbläser, für eine Vokalbesetzung und in einer tänzerischen Ausführung) gleichzeitig und an verschiedenen Orten entfaltet die Aufführung von „Vexations“ im Kirchenraum bis hin zur Empore und mit Einbeziehung des Kellers ein unglaublich weit gestreutes Klangspektrum. Zu-sätzlich erklingen von einer computergenerierten Klangquelle noch Versionen in wesentlich schnellerem bzw. langsamen Tempo.
Durch diese Gesamtinszenierung entsteht ein irritierendes Klangerl-ben. Der zum Umhergehen eingeladene Zuhörer nimmt immer wieder neue Klangfarben wahr.
Und irgendwo in einer unscheinbaren Nische der Lukaskirche, sitzt da nicht der alte Satie und spielt auf einem alten Klavier unerbittlich seine „Vexations“?

Eine Raum.Klang.Installation nach „Vexations“ von Erik Satie
von Michael Grill und Gerd Kötter
Eintrittskarten an der Abendkasse